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Respekt gibt es nicht im Supermarkt

 

„Ich erwarte Respekt.“

Diese Erwartung an das Seminar, wurde von einem der Kursteilnehmer auf die Frage, was man vom Seminar und den Teilnehmern erwarte, als eines seiner Big Five genannt. Beim Wort Respekt sträubten sich mir im ersten Moment die Haare und ich stand erst einmal innerlich stramm. Was war geschehen? Was hat mir gerade so angetriggert bei diesem Wort Respekt. Diese Empfindung hat mich dazu verleitet mir noch einmal ein paar Gedanken zu dem Thema Respekt zu machen.

 

 

Respekt als Befehl

Kann man Respekt für sich und seine Person einfach so von anderen verlangen?

Bedingungslos als Grundvoraussetzung für das Zusammenleben in Form von einem symbolisches Kapitalvorschuss? Muss man sich Respekt nicht erst verdienen?

 

Symbolisches Kapital, das ist die Summe der Eigenschaften, die eine Person auszeichnen und es zum Individuum machen. Der erste Eindruck entsteht oft innerhalb ein paar Sekunden und macht sich am Verhalten und der äußeren Erscheinung einer Person fest. Aber hat der erste Eindruck nicht oft auch nicht gehalten was er versprach?

 

Das symbolische Kapital umfasst die sozialen, ökonomischen und kulturellen Ressourcen einer Person, die sich mir auf den ersten Blick nicht gleich erschließen.

Beim sozialen Kapital handelt es sich um persönliche Ressourcen. Das Vitamin B oder deine Netzwerke die du hast. Bildung gehört zum kulturellen Kapital. Ein guter Schulabschluss oder Statussymbole sind ein Teil deiner Identität. Muss man sich Respekt nicht erst verdienen?

 

 

 

 

 

 

 

 

Respekt per Gesetz

 

Als Kind hatte ich ganz großen Respekt vor Polizisten.
Vor allem vor unserem Dorfpolizisten.

Eine Respektsperson wie sie im Buche stand.

 

Groß, kräftig mit einem mächtigen Bauchumfang stolzierte er mit seiner schmucken Uniform im Dorf auf und ab.  Vertrauensvoll sahen wir als Kinder zu ihm auf. Eine sympathische Respektsperson, wie ich fand.

 

Dessen Dienste und Zuverlässigkeit ich nie in Anspruch nehmen musste. Was sich anhand der Leibesfülle vielleicht auch bei der Verfolgung der Verbrecher als schwierig erwiesen hätte.  Also ein ungetesteter Respekt den ich als Kind einfach so angenommen habe.

 

Heute habe ich vor Polizisten auch Respekt. Denn sie symbolisieren unseren schützenden Staat. Die Vorschusslorbeeren lassen ich ihnen.

 

Respekt braucht Vorbilder

Ein Rektor, ein Konrektor und ein Priester blieben mir als aboslute Negativbeispiele aus der Grundschulzeit erhalten. Aus erzwungenem Respekt wurde Angst. Aus Angst wurde Verachtung. Aus Verachtung wurde Rebellion.

 

Hart, dominant und ungerecht walteten und schalteten diese Vorbilder nach Lust und Laune und manche Aktion war nicht nur grenzwertig und unchristlich sondern verbrecherisch und äußerte sich in körperlicher Gewalt gegen Schutzbefohlene. Und viele Eltern fanden das noch gut.

So musste ich eines Tages nachsitzen und erlebte wie dieser Rektor, der unter akuten Impulskontrollverlust litt, einem Contagangeschädigtes Kind mit der Rohrpeitsche auf die Fingerstumpen schlug. Immer und immer wieder und ich war machtlos und musste mitleiden und konnte einfach nur zusehen. Dieser Mensch war ein hoch angesehenes Mitglied der Gemeinde, Kirchgänger und Vorbild für viele Erwachsene. Ein Herr, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte.  An diesem „Herren“ war nichts herrlich. Meinen Respekt hatte er auf Ewigkeit verwirkt.

 

Es gibt einige Erlebnisse in meinem Leben, die sich mit dem Anspruch Respekt verkleiden und dann als Übergriffigkeit und Selbstherrlichkeit enttarnt wurden.

 

Meine Aversion gegen Respektspersonen

Vielleicht kommt aus diesen Erlebnissen und dem blinden Respekt den man oft Menschen und Machtpositionen gegenüber zeigt, meine Aversion gegen Hierarchien.

 

Grundsätzlich hat jeder Mensch bei mir einen Vertrauens.- und Respektvorschuss beim Kennenlernen.
Meinen Respekt verdient auf lange Sicht nur wer Charakter zeigt, eine gute Haltung hat, wertvoll handelt und sich zum Wohle von allen Menschen einsetzt.

 

Der Seminarteilnehmer, der Respekt für sich einforderte, hat sich meinen Respekt im Laufe des Seminares verdient.

Denn er handelte so, dass ich ihn respektieren konnte.

 

 

 

Wunderbare Menschen säumen meine Wege. <3

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