Geschichten zwischen Windeln und Wahnsinn

Foto. Bauer
Foto. Bauer

Da ist es wieder. Dieses süsse Katenfoto. Katzenfotos, Essen und Sinnsprüche springen mir schon beim Öffnen von Facebook ins Auge. Facebook wird überschwemmt von Zitaten, Urlaubsfotos und Essensbilder. Das zeigt auch eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT).


Erzähl (k)eine Geschichte


Ihr zufolge könnte man die Inhalte, so aufteilen. 80 Prozent Pornographie, 15 Prozent Katzen und vier Prozent schlecht geschriebene Kommentare. Studie hin oder her, jedes Foto erzählt seine eigene kleine Geschichte. Für manche Kritiker des Systems sind diese jedoch eher platt und ein Zeichen für die Vedummung der Menschheit. Wer jedoch denkt, dass es sich hier um Banalitäten handelt, der irrt gewaltig. Alle diese kleinen Fotos oder Informationen erzählen Geschichten über die Menschen die sie schreiben und posten und sichern ihnen ihre Daseinsberechtigung als Mensch und Individuum.

 


Eine lange Weile nix


 

Es ist nix los im Staate Dänemark? Vielleicht hattest du auch schon mal eine so langweilige Phase in deinem Leben. Mancher Mensch ist, aus den unterschiedlichsten Gründen, gefangen in Routinen, inneren und äußeren Verpflichtungen, die ihn gefangen halten im System.

 

Vielleicht ist auch dir gerade mal wieder stinklangweilig? Es passiert nichts Besonderes in deinem Leben. Routine, normale Abläufe und Überschaubarkeit bestimmen deinen Tagesablauf. Wenn nix lost ist, dann hast du auch nix zu erzählen. Nicht nur hier in Facebook, nein auch im Gespräch mit deinen Nachbarn, Kollegen und deinen Familienmitgliedern. Das tut dir nicht gut und so postest du wie andere Menschen auch, scheinbare Banalitäten und beglückst deine Freundesliste mit deinen kleinen Geschichten.. Diese Mini-Geschichten sind ein Teil deiner Identität, deines Selbstbildes und beeinflussen dein Wohlbefinden. Sie sind aber Bruchstück wie andere Menschen dich wahrnehmen und sehen. Wer keine Geschichten mehr erzählen kann, der ist arm dran, denn er wird nicht mehr gesehen.

 

Und so ist eine auch noch so kleine einfache Geschichte überlebenswichtig für manches Ego.


Zwischen Windel und Wahnsinn


Foto Brigitte Kräußling
Foto Brigitte Kräußling

Genau dieses Gefühl haben manche junge Mütter, nach den ersten spannenden Wochen und Monaten mit ihrem süssen Baby. Zwischen Schreiattacken, Windelwechsel, Füttern und Spielen bleibt oft zu wenig Kraft und Zeit um etwas Besonderes zu erleben. Wenig Schlaf, hohe Konzentration bescheren vielen Frauen eine sehr emotionale aber auch frustrierende Zeit.

 

Wer gewohnt war beruflich und privat seine Frau zu stehen und seine Geschichten selbst zu schreiben, der ist jetzt freiwillig oder unfreiwillig reduziert auf Gefühl und Pflicht. Was nach einiger Zeit eher zum Frust als zur Lust führt.

 

Oft ist es nicht ganz einfach diese Situation zu akzeptieren. Während Frau zu Hause sitzt, schreibt der Ehemann seine Geschichten spannend weiter. Das gibt in mancher Ehe den Startschuss zu Selbstmitleid und hitzigen Diskussionen.

 

Hier ist Verständnis von beiden Seiten angesagt und öfter mal ein Rollentausch. Schaffe dir neue Erlebnisse. Gerade das Internet bietet eine Fülle von Möglichkeiten sich zu vernetzen, weiterzubilden und sich auszutauschen. Schaffe dir Auszeiten mit und ohne Ehemann um eigene Geschichten zu erleben. 

Babysitter oder Oma und Opa verpflichten, das schafft hier schon Entspannung.

 

 

 

Foto:

Omas sind die Besten

Brigitte Kräußling


Immer diese ollen Kamellen


Foto Brigitte Kräußling
Foto Brigitte Kräußling

Die Story deiner Mutter oder deines Vaters hast du jetzt schon zum 100sten Mal gehört. Wie sie sich kennen lernten, damals im Italienurlauf und es gleich gefunkt hat.

Natürlich gibt es nichts Langweiligeres als immer wieder die „ollen Kamellen“ zu erzählen und zu hören, die jeder kennt. Immer wieder erzählte Geschichten und Erlebnisse aus der Vergangenheit.

 

Vielleicht hast auch du ein Thema, dass du immer wieder anschneidest und erzählst.

Deine Probleme im Job, schwierige Situationen oder Heldentaten mit denen du dich brüsten kannst und bei denen dein Ego eine Menge Leckerlie ab bekommt.

 

Der abwesenden Blick deines Gesprächspartners ist dir auch schon aufgefallen, wenn du schon zum 30ten mal dein Erlebnis aus deinem so tollen letzten Sommerurlaub hervor kramst, wo du dich so toll gefühlt hast. Dann wird es Zeit für neue Geschichten oder einfach mal dem anderen zuzuhören.

 

Ich habe heute noch die Geschichten meiner Oma im Ohr. Sie erzählte vom Krieg, ihren Hamsterfahrten, dem Einmarch der US-Armee und ihren ganz persönlichen Heldentaten. Diese Geschichten sind in meinem Kopf noch so präsent, dass ich sie nie vergessen werde.


Für ältere, demente oder kranke Menschen, deren Erlebniswelt eingeschränkt ist, kann es aber oft die einzige Möglichkeit sein ihr Selbst auszudrücken und ihr Selbstbild am Leben zu erhalten. Verstehst du wie wichtig alte Geschichten und das Zuhören sind? 

 

So wird Wissen über Generationen erhalten und erschafft nicht nur deine Identität sondern auch die Identität eines ganzen Familienclans. Wenn nichts mehr von einem Menschen übrig bleibt, dann haben seine Geschichten immer noch Bestand.

 

Spannend ist es auch die einzelnen Geschichten seiner Ahnengalerie zuzuordnen und eigene Familiengeschichten in einem Familienbuch festzuhalten. Viel zu oft verschwinden Fotoalben irgendwann im Müll. Ein Familienbuch ist eine tolle Alternative und hilft auch noch nachfolgenden Generationen besser zu verstehen.


Spannend ist anders


Neue Geschichten sind wie Essen und Trinken

Jede Generation schreibt ihre eigenen Geschichten fort. So wie du neue Geschichten in deinem Leben brauchst, so braucht auch dein Gegenüber immer wieder neue Geschichten, bevor es vor lauter Höflichkeit beim Zuhören einnickt oder die Bereitschaft auf einen Plausch und ein weiteres Treffen rapide abnimmt.

 

Nicht umsonst umgeben wir uns gerne mit Menschen die etwas zu erzählen haben. Sie bereichern unser Leben mit ihren Erlebnissen. Sie erwecken die eigene Fantasie und erinnern  uns an eigene wilde und aufregende Geschichten und motivieren ungemein und machen ein Stück lebendig.


Geschichten von Macht und Erfolg


Foto Brigitte Kräußling
Foto Brigitte Kräußling

Geschichten von Macht und Erfolg machen Sexy

Gute Geschichten lassen uns zu Menschen Aufsehen. Je ereignisreicher und interessanter die Geschichte ist, desto mehr gewinnt mein Gegenüber an Ansehen an Status. Denn Geschichten die Macht und Erfolg beinhalten, die machen sexy. Oder wie erklärst du dir die reißerischen Überschriften die dir in 5 Tagen ein neues Lebensgefühl vermitteln. Die dir den beruflichen Erfolg garantieren, wenn du nur YXZ anwendest und die passenden Bücher dazu kaufst.

 

Sich mit „mächtigen Menschen“ zu umgeben, das macht auch sichtbar. Das Selfi mit dem Superstar oder dem C-Promi wird genauso zur eigenen Geschichte,  wie der Besuch einer Veranstaltung mit dem Top-Speaker. Es fällt immer etwas für die eigene Geschichte und Identität ab. Wunderbar.

 

Facebook ist reine Kommunikation und der Spiegel der Gesellschaft. Manchmal ein recht verzerrter, aber  so kann eine Freundesliste zum Statussymbol und zu einem Teil deines Imageaufbaues werden. 

Micro und Macrokosmos

Foto Brigitte Kräußling
Foto Brigitte Kräußling

Auch kleine Geschichten machen Sinn

Manchmal wünschst du dir vielleicht die großen Highlights im Leben und bist unzufrieden, weil dir gerade die Möglichkeiten fehlen.

 

So wie es den großen Kosmos gibt mit seinen Unendlichkeiten, so gibt es den Mikrokosmos der nicht jedem zugänglich ist. Betrachte die kleinen Wunder des Alltags.

 

Die Natur und ihre Vielfalt. Das kleine  Gespräch mit dem älteren Nachbarn. Das seelige Lächeln eines Kindes. Die glitzernden Sonnenstrahlen im Morgentau. Deine alte Katze und ihr Flausen. Deine schönen Blumen und ihr Gedeihen. Deine kleinen und großen Kunstwerke.

 

Deine Kontakte, dein Engagment und die vielen kleinen Begegnungen und Geschichten im Alltag. Denn sie sind wervoll und bestimmen dein Bild.

 

Schätze die kleinen und wertvollen Geschichten deines Leben, den sie bereichern deinen Lebensschatz.

 

Nutze den Tag.

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